Agrarjahr 2022: Konstante Rahmenbedingungen in einer Zeit der Ungewissheit schaffen

 

„Planbarkeit und stabile Rahmenbedingungen sind wichtige Parameter für die Zukunft – gerade jetzt wo, die Landwirtschaft in eine Phase mit vielen Unbekannten steuert. Im Rückspiegel die Corona-Pandemie, die immer wieder zum Überholen ansetzt, vor ihr der Klimawandel gleicht einer holprigen Straße ins Ungewisse. Die letzten Jahre haben gezeigt, welche verheerende Kraft Wind, Wasser und Sonne haben können und wie schnell Wirtschaft und Gesellschaft lahmgelegt sind. Vor diesem Hintergrund sind Planung und Vorsorge wichtiger denn je. Mit der neuen GAP, ausgebauten Versicherungslösungen, der ökosozialen Steuerreform, einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung und einer fortschreitenden Digitalisierung rüsten wir Oberösterreichs Land- und Forstwirtschaft für die Herausforderungen der kommenden Jahre. Eine starke, produktionsfähige Landwirtschaft ist das Fundament von Wirtschaft, Regionen und Lebensqualität.“

Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger

Drei zentrale Faktoren werden 2022 – und darüber hinaus – die Arbeit und den Erfolg der Bäuerinnen und Bauern maßgeblich beeinflussen: Klimawandel, Markt und Gesellschaft. In sich drei höchst komplexe Themenfelder mit zahlreichen Bausteinen. Welche das sind und wie sie das Wirtschaften der Landwirtinnen und Landwirte beeinflussen, ist nachfolgend überblicksmäßige zusammengefasst.

Klimawandel – die Wurzel allen Übels?

 

Wetterkapriolen: Risikovorsorge wird immer wichtiger

„Rund 60 Millionen Euro an landwirtschaftlichen Schaden verursachten die Auswirkungen des Klimawandels 2021 in Oberösterreich. Gut, dass bereits eine hohe Durchversicherungsrate bei den Bäuerinnen und Bauern vorliegt. Hierdurch wappnen sich die Betriebe eigenverantwortlich für die Herausforderungen der Zukunft. Auch das Land Oberösterreich, das gemeinsam mit dem Bund 55 Prozent der Versicherungsprämien übernimmt, investiert weiter in die Risikovorsorge. Im Agrarbudget sind 11,5 Millionen Euro für Versicherungsleistungen gegen Hagel, Dürre und Tierseuchen reserviert“, erklärt Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger.

Pandemie – eine Geisel des Klimawandels

Bereits lange vor der Corona-Pandemie warnten Wissenschaftler, dass einhergehend mit dem Klimawandel das Risiko von Zoonosen und Pandemien steigt. „Auch aus diesem Grund gilt es den Klimawandel mit aller Kraft zu bekämpfen. Untätig zu bleiben, ist keine Option“, betont Langer-Weninger.

Aktuell kämpft die Landwirtschaft vor allem mit stark gestiegenen Betriebsmittelpreisen ausgelöst durch coronabedingt unterbrochene Lieferketten und Rohstoffknappheit. „Die Corona-Hilfsmaßnahmen wie Ausfallbonus, Härtefallfonds und Verlustersatz waren und sind wichtige Unterstützungsmaßnahmen für die Betriebsführerinnen und –führer“, erklärt Langer-Weninger. Doch damit sei es nicht getan: „Ich fordere vom zentralen Geschäftspartner der Landwirtschaft, dem Lebensmitteleinzelhandel, ein Einlenken. Es muss – wie in anderen Branchen auch – möglich sein die gestiegenen Produktionspreise weiterzugeben.“

Waldumbau: Natürliche CO2-Speicher dem Klima anpassen

Im kommenden Jahr wird mithilfe des Waldfonds weiter am klimafitten Wald der Zukunft gearbeitet. „Unsere Wälder sind von vielfältiger Bedeutung für die Gesellschaft, schließlich sind sie nicht nur für das Klima unentbehrlich, sondern auch als Erholungsraum und Wirtschaftsfaktor. Rund 4,5 Milliarden Euro Handelsüberschuss erwirtschaftet die Wertschöpfungskette Holz und sichert dabei mehr als 64.000 Arbeitsplätze“, erläutert Landesrätin Langer-Weninger. Unter ihrer Federführung setzt das Land Oberösterreich auch die Holzbauoffensive fort. Langer-Weninger erklärt: „Bauen mit Holz ist gut für die Umwelt und die regionalen Wirtschaftskreisläufe. Bei Bauten mit Holz verbleibt praktisch die gesamte Wertschöpfung in der Region.“

Biodiversitätsstrategie: Schützen durch Nützen

Die Verbesserung der Artenvielfalt und die Vermeidung eines Biodiversitätsverlustes kann nur durch nachhaltige und integrative Nutzungskonzepte gelingen, nicht aber durch eine pauschale und großflächige Außernutzungstellung von Wald und landwirtschaftlichen Flächen. „Artenschutz funktioniert nur mit den Bäuerinnen und Bauern. Sie bringen durch ihre Arbeit erst die Vielfalt der Lebensräume hervor“, betont Langer-Weninger.

Freier Markt, stabilisiert durch ökosoziale Maßnahmen

Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) 2023

Kurz vor Weihnachten hat man sich auf Bundesebene auf den nationalen Strategieplan für die GAP 2023 geeinigt und diesen zur Begutachtung nach Brüssel gesendet. Damit läuft alles nach Plan für die neue Förderperiode beginnend mit dem kommenden Jahr. „Das ist auch wichtig. Unsere Bäuerinnen und Bauern brauchen Planungssicherheit mehr denn je“, betont Langer-Weninger.

Ökosoziale Steuerreform: Entlastung und Chance

Ab dem 1. Juli 2022 wird der CO2 -Ausstoß in Österreich erstmals bepreist und zwar mit 30 Euro pro Tonne. Eine Belastung für Bevölkerung und Agrarwirtschaft bringt das nicht – möglich macht es der regionale Klimabonus. Durch ihn sollen die CO2 -Steuereinnahmen vollständig an die Bevölkerung zurückfließen – und das gestaffelt, abhängig vom Wohnort. „Abseits der Zentren lebende Menschen, wie Landwirte, werden dabei stärker subventioniert. Zusätzlich wird es eine Steuerrückvergütung für Diesel in der Landwirtschaft geben, welche die zusätzlichen Kosten der Landwirte durch die CO2-Bepreisung abdeckt“, erklärt Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger.

Sanktionen gegen unlautere Geschäftspraktiken

Mit Anfang des heurigen Jahres ist die nationale Umsetzung der UTP-Richtlinie in Kraft getreten. Damit können unfaire Praktiken des Handels wie die einseitige Änderung von Lieferbedingungen mit einem Strafrahmen von bis zu einer halben Million Euro sanktioniert werden. „Das ist ein erster Schritt in Richtung fairer Marktverhältnisse und angemessener Produktpreise“, so Landesrätin Michaela Langer-Weninger.

Gesellschaft – sie legt die Richtung fest

Regionalität: Ein Trend, der zum Usus werden muss

Im Zuge der Corona-Pandemie haben viele Konsumentinnen und Konsumenten den Wert heimischer Lebensmittel zu schätzen gelernt und bewusst regional gekocht. „Dieser Trend ist wichtig für die heimische Landwirtschaft und muss genutzt werden“, meint Langer-Weninger. Denn nichts sei schneller vorbei als eine ungenutzte Chance. „Die Vorzüge und der Mehrwehrt lokaler Lebensmittproduktion müssen im kollektiven Gedächtnis verankert werden. So kann aus einem Trend ein gesellschaftlicher Wandel entstehen.“ Das Land Oberösterreich geht hier mit Beispielwirkung voran. In den 39 Landesküchen sowie Spitalsküchen der OÖ Gesundheitsholding wird bereits verstärkt auf heimische Zutaten gesetzt.

Faire Erzeugerpreise: Aus Wertschätzung muss Wertschöpfung erwachsen

Im vergangenen Jahr gab es entlang der Wertschöpfungskette „Nahrungsmittel und Getränke“ viele Profiteure, aber nur einen Verlierer: die Landwirtschaft. Während alle anderen Akteure (Verarbeiter, Handelsbetriebe, Gastronomie) ein Wertschöpfungsplus verzeichnen konnten, ist der Wertschöpfungsanteil der Urproduzenten, der Bäuerinnen und Bauern, gesunken. „Dieses Missverhältnis ist nicht fair. Die Bevölkerung schätzt die heimischen Nahrungsmittel. Darum verdienen auch ihre Produzenten einen fairen Wertschöpfungsanteil. Aus Wertschätzung muss endlich Wertschöpfung werden“, betont Langer-Weninger.

Jugend für Landwirtschaft begeistern

Die landwirtschaftlichen Fachschulen sind als Ausbildungsstätte unter Oberösterreichs Jugend beliebt. Die Schülerzahlen entwickeln sich sehr gut.

Das Land Oberösterreich setzt deshalb auch auf den Ausbau der Schulstandorte. Heuer wird mit dem Neubau des ABZ Waizenkirchen begonnen. Die Gesamterrichtungskosten für den Holzbau liegen bei 29,5 Millionen Euro. Die Fertigstellung ist für 2025 geplant, dadurch wird eine Zusammenführung der Schulen Bergheim, Mistelbach und Waizenkirchen möglich.

Foto: Land OÖ/Liedl